Betreutes Wohnen: Umbauen oder gleich Barrierefreiheit umziehen?

Laut Hochschule Luzern leben 63 Prozent der Schweizer Seniorinnen und Senioren über 66 Jahre in Gebäuden vor 1980. Die meisten dieser Wohnhäuser sind nicht barrierefrei und erschweren so allenfalls den Alltag.

Zu den häufigsten Problemen zählen steile Treppen und schmale Türen. Durch sie kommen weder Rollatoren noch Rollstühle durch. Ein weiteres häufiges Problem ist das Badezimmer ohne barrierefreie Ausstattung.

Bauliche Gegebenheiten wie fehlende Aufzüge in Mehrparteienhäusern können von einzelnen Bewohnerinnen und Bewohnern nicht beeinflusst werden. Individuelle Umbaumassnahmen sind oft machbar, scheitern jedoch häufig an den Kosten.

Laut Branchenschätzungen kostet der Umbau eines Badezimmers zu einem barrierefreien Bad bis zu 30'000 Franken. Ein Treppenlift in einem zweistöckigen Einfamilienhaus kostet zusätzlich etwa 25'000 Franken.

Kantone und Gemeinden bieten Förderprogramme für barrierefreies Bauen, doch der Grossteil der Kosten bleibt bei Wohnungs- oder Hausbesitzern. Für Mieterinnen und Mieter ist ein barrierefreier Umbau oft gar nicht möglich. Dies führt zur Frage, ob ein Umzug in betreutes Wohnen besser ist.

Ein wesentlicher Vorteil des betreuten Wohnens ist der finanzielle Aspekt. Im Vergleich zu hohen Umbaukosten sind laufende Kosten für betreutes Wohnen oft günstiger. Laut Experten amortisieren sich Umbaukosten erst nach zehn bis 15 Jahren. Ein Umbau lohnt sich für jüngere Seniorinnen und Senioren oder bei Vererbung der Immobilie, da barrierefreie Umbauten den Wert steigern.

Betreutes Wohnen bietet schnelle Verfügbarkeit von Hilfe. Qualifiziertes Personal steht bei Bedarf innerhalb kurzer Zeit bereit. Besonders Alleinstehende profitieren von mehr Sicherheit.

Laut Pro Senectute leiden 37 Prozent der über 85-Jährigen unter Einsamkeit, bei 65- bis 84-Jährigen jede vierte Person. In Gemeinschaftsräumen gibt es tägliche Möglichkeiten für Aktivitäten und neue Kontakte.

Viele Seniorinnen und Senioren wünschen sich, ihre letzten Lebensjahre in der vertrauten Umgebung zu verbringen. Dazu gehören Freundschaften, die Nähe zur Familie oder vertraute Geschäfte und Freizeitangebote.

Dafür nehmen viele mangelnde Barrierefreiheit in Kauf. In städtischen Wohnungen mit guter Anbindung ist die Umzugsbereitschaft gering: Laut Hochschule Luzern ziehen nur 5,1 Prozent der über 75-Jährigen um, die Hälfte in Pflegeeinrichtungen.

Die höheren Kosten für den Umbau der Wohnung werden durch die vertraute Umgebung oft wettgemacht. Wer möchte nicht den Sonnenuntergang vom eigenen Balkon geniessen oder täglich im geliebten Park verweilen?