Leid zwischen den Worten: Erwachsene Kinder verstehen

Oftmals ist es schwierig zu erkennen, wenn die eigenen Kinder mit emotionalen Problemen kämpfen. Besonders herausfordernd ist es bei Teenagern und jungen Erwachsenen, denn viele drücken ihr Leiden nicht direkt aus.
Ab einem gewissen Alter kommt es nur noch selten vor, dass das eigene Kind kommt und sagt: «Mama, ich habe Probleme.»
Allerdings gibt es subtile Hinweise in der Sprache, die seelische Probleme anzeigen können.
Versteckte Hilferufe wahrnehmen
Gerade für junge Erwachsene sind Zukunftsperspektiven und Ziele enorm wichtig. Wenn dein Kind sagt, dass es versucht, es «einfach nur durch den Tag zu schaffen», solltest du daher hellhörig werden.
Dieser Satz deutet häufig auf Überforderung, Angstgefühle oder Hoffnungslosigkeit hin. Ähnlich verhält es sich mit dem nächsten SOS-Signal:

«Ich bin ständig müde.» Diese Aussage bezieht sich oft weniger auf körperliche Erschöpfung als vielmehr auf emotionale Müdigkeit. Depressionen, Ängste oder Burnout können hinter dieser Phrase stecken.
Wenn Worte Mauern bauen
«Du würdest das nicht verstehen.» Oder: «Ich möchte darüber nicht sprechen.» Derartige Sätze können Eltern verletzen, doch oft handelt es sich dabei um eine Abwehrhaltung.
Tatsächlich verbirgt sich dahinter oft Angst, vor den Eltern schwach zu wirken oder missverstanden zu werden. Wichtig ist es dann, nicht beleidigt zu reagieren, sondern die emotionalen Bedürfnisse des eigenen Kindes zu berücksichtigen.
Ein weiteres Warnsignal ist: «Was hat das alles für einen Sinn?» Dieser Satz zeigt an, dass dein erwachsenes Kind unzufrieden mit der Lebenssituation und auf der Suche nach einem tieferen Sinn des eigenen Daseins ist.
Die Fassade durchschauen: Nicht wirklich alles gut?
Entscheidend ist, diese Aussagen nicht als Phrasen oder Floskeln zu verwerfen, sondern den inneren Konflikt dahinter ernst zu nehmen. Übrigens: Sogar, wenn junge Erwachsene sich betont positiv äussern, kann das ein SOS-Signal sein.

Mit Aussagen, wie «mir geht's gut, wirklich», könnte dein Kind beispielsweise die emotionalen Wunden nach einer schwierigen Trennung überspielen. Dahinter steckt ein klassischer Abwehrmechanismus – tatsächlich könnte sich dein Kind unsicher fühlen und Angst haben, von weiteren geliebten Personen verletzt zu werden.
Was du als Elternteil tun kannst
Dein erwachsenes Kind wird vielleicht nie direkt sagen: «Hilf mir». Umso wichtiger ist es, genau hinzuhören und die sprachlichen Hinweise auf emotionales Leid zu erkennen.
Achte auf Tonfall, Timing und Häufigkeit der Aussagen. Biete deine Unterstützung an, aber dränge nicht darauf, zu helfen.
Ein guter Weg kann es sein, über deine eigenen Erfahrungen, Zweifel und Gefühle zu sprechen: Emotionales Verständnis und Beistand ist oft hilfreicher, als konkrete Lösungen anzubieten.