Brot: Grossbritannien setzt zunehmend auf Vielfalt

Das Wichtigste in Kürze
- Die Briten essen vermehrt selbst gebackenes Brot in den Bäckereien.
- Dazu müssen die britischen Bäckereien Mehl importieren.
- Mit dem Brexit ist die zunehmende Brotvielfalt gefährdet.
Wie funkelnde Juwelen ziehen die bunten Kuchen von Ole & Steen die Passanten an. Auch Vollkornbrote sind in der Auslage. Es ist schon der dritte Bäcker, der in der Einkaufsstrasse Richmonds im Südwesten Londons mit seiner Backkunst lockt. Eine Besonderheit, denn lange waren «Artisan Bakeries», wie Bäckereien mit selbst gebackenem Brot in Grossbritannien genannt werden, eine Seltenheit.
Briten sind auf Import angewiesen
Um solch spezielles Brot bieten zu können, wird vieles importiert, vor allem Mehl. «Das englische Mehl ist ganz anders als das deutsche», berichtet die gelernte Bäckerin Carola Hesse. «Sie können mit dem englischen Mehl kein deutsches Brot backen. Da sind Enzyme drin», weiss die in Richmond Arbeitende.

Hat der geplante EU-Austritt Grossbritanniens Einfluss aufs Geschäft? «Der Brexit macht uns zu schaffen», schimpft Carola Hesse. «Erstens das schlechte Pfund. Dann sind deutsche Kunden aufgrund des Brexits weggezogen, auch viele polnische.» Nach über zwanzig Jahren in London plant auch Hesse, dieses Jahr nach Deutschland zurückzukehren.
Nachfrage nahm zu
Das Angebot an Qualitätsbrot wächst nicht nur in London, sondern in weiten Teilen Grossbritanniens. Aidan Monks von Lovingly Artisan in der nordwestenglischen Stadt Kendal berichtet, dass er 4000 Sauerteigbrote pro Woche backt - vor sechs Jahren waren es nur 200.
Viele Briten lernen sogar, selbst zu backen. Über das Land verstreut haben sich Backschulen einen Namen gemacht. Matt Jones von Bread Ahead hat beispielsweise 2014 eine Schule eröffnet, bei der Interessierte lernen können, wie leckeres Brot hergestellt wird. Angeboten werden Halb- und Ganztagsworkshops.
