Obwohl er lange im Schatten des 911, stand und oft als «Arme-Leute-Porsche» belächelt wurde, war der 912 ein strategisch brillantes Modell.
Porsche 912
Als Einstiegsmodell bot Porsche von 1965 bis 1969 den Sportwagen Porsche 912 an. Im Jahr 1976 erfolgte eine Neuauflage als Porsche 912 E, die jedoch nur für den US-Markt bestimmt war. - Porsche

Der Porsche 912 feiert dieses Jahr sein 60-jähriges Bestehen, ein bemerkenswerter Meilenstein seit seinem Debüt im Jahr 1965. Dieses Jubiläum wird von Enthusiasten und Herstellern wie der KAMM Manufaktur gewürdigt, die spezielle «60th Edition»-Restomods vorstellt.

Der 912 nimmt eine einzigartige Position in Porsches Historie ein: Oft im Schatten des berühmteren 911, war er doch ein entscheidendes Modell, das Porsches Erfolg in einer Übergangsphase sicherte.

Porsche 912
1965: Ein starkes Debütjahr mit 6'401 produzierten Einheiten, die den 911 deutlich übertrafen. - Guckdo

Seine Geschichte ist geprägt von anfänglicher Marktdominanz, einer späteren Phase der Vergessenheit und einer bemerkenswerten Wiederbelebung in der Wertschätzung von Sammlern.

Strategische Markteinführung des 912

Die Einführung des 912 im Jahr 1965 war ein Beispiel für strategische Weitsicht und Anpassung an den Markt. Der 912 wurde entwickelt, um die Preisspanne zwischen dem auslaufenden 356 und dem neuen 911 zu schliessen und war eine günstigere Variante des ersten 911.

Porsche 912
Das Cockpit des Porsche 912 ist funktional gestaltet, typisch für Sportwagen dieser Ära. Es bietet dem Fahrer alle wichtigen Instrumente und Bedienelemente in direkter Reichweite. - Marty B

Entscheidend ist, dass er in den ersten Jahren seiner Produktion den 911 bei den Verkaufszahlen erheblich übertraf. Diese starke anfängliche Leistung zeugt von Porsches Verständnis der finanziellen Gegebenheiten seiner Kundenbasis und dem potenziellen Risiko, treue 356-Besitzer durch den deutlich teureren 911 zu verprellen.

Der 912 war somit nicht nur eine Budget-Option, sondern eine kalkulierte strategische Brücke, die darauf abzielte, Marktanteile und Markenzugänglichkeit zu erhalten. Diese Strategie, zugängliche Einstiegspunkte in die Marke anzubieten, während ein High-End-Flaggschiff beibehalten wird, ist ein Prinzip, das Porsche bis heute erfolgreich anwendet.

Der 912 als «Einstiegsalternative»

Porsche stellte den 911 (ursprünglich 901 genannt) 1963 der Öffentlichkeit vor und machte ihn 1964 verfügbar. Der neue 911 stellte jedoch einen erheblichen Preisanstieg gegenüber dem auslaufenden 356 dar. Hier setzte der 912 an:

Er kombinierte geschickt die Karosserie des 911 mit dem zuverlässigen und sparsamen Motor des 356 S. Diese Mischung ermöglichte es Porsche, ein Fahrzeug anzubieten, das die ästhetische Anziehungskraft und das Fahrverhalten eines 911 besass, während die Kosten niedriger gehalten wurden,

Verkaufserfolg und Image

Dieser strategische Schachzug zahlte sich aus. In seinem Debütjahr 1965 übertraf der 912 den 911 fast zwei zu eins, mit 6'401 produzierten Einheiten in diesem Jahr. Diese starke Leistung setzte sich fort, wobei der 912 den 911 bis 1967 weiterhin übertraf, was die Gesamtproduktionszahlen von Porsche erheblich steigerte.

Porsche 912
Der Porsche 912 besass einen luftgekühlten Vierzylinder-Boxermotor mit 1,6 Litern Hubraum, der auf dem des Porsche 356 basierte und 90 PS leistete. - Lothar Spurzem

Trotz seines anfänglichen Verkaufserfolgs und seiner strategischen Bedeutung erhielt der 912 später den Stempel «Arme-Leute-Porsche».

Wandel der Wertschätzung

Der anfängliche Erfolg des 912 beruhte auf seinen praktischen Vorteilen (Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit) und seiner cleveren Preisgestaltung. Die zunehmende «Jagd nach PS» in den 1970er, 80er und 90er Jahren und der spätere Aufstieg des 911 zu einem Renn-Giganten führten jedoch dazu, dass der 912 unfairerweise in den Schatten gestellt wurde.

Der Wandel der Marktprioritäten führte zu sinkenden Werten beim 912. Heute sind gut erhaltene Modelle jedoch längst wieder ein kleines Vermögen wert.

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