Der Ärger über das Aus im Viertel-final hält sich beim HC Rychenberg in Grenzen. Die positive Entwicklung der Mannschaft und der Publikumszuspruch lassen ihn zuversichtlich in die Zukunft blicken.
Unihockey (Symbolbild)
Unihockey (Symbolbild) - Keystone
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Auf die sich in den letzten Zügen befindlichen Saison hatte der HC Rychenberg eine grundlegende Änderung seiner Strategie für die NLA-Mannschaft vollzogen. War der Ansatz in den sechs Jahren unter Trainer Rolf Kern noch gewesen, die Schweizer Spieler durch starke Aus-länder besser zu machen, sollten nun die Einheimi-schen lernen, mehr Verantwortung zu übernehmen. Mitbestimmt wurde diese Neuausrichtung von den fi-nanziellen Einsparungen, die der Verein tätigte, um die Unwägbarkeiten des Umzugs in die weitaus teurere Axa-Arena abzufedern. Dies wurde erreicht, indem die fünf starken, aber auch kostspieligen Ausländer durch drei günstigerere ersetzt wurden.

Dass dadurch 171 Skorerpunkte verloren gingen, nahm Sportchef Mario Kradolfer in Kauf, buchstabierte dafür auch bei den Zielen zurück: «Wir wussten, es würde eine schwierige Saison werden.» War in den Jahren zu-vor vom einen oder anderen Final die Rede gewesen, war diesmal die Teilnahme an den Playoffs die rang-mässige Vorgabe. Darüber hinaus, was die eigentliche Forderung an das neue Trainerduo Jukka Kinnunen und Kari Koskelainen war, sollten die Spieler erkennbar wei-tergebracht und eine aktivere Spielweise gepflegt wer-den.

Zuschauer unterstützen den Wandel

In der Summe kann Kinnunen gewiss nicht widerspro-chen werden, wenn er ausführt, dass «wir fast alle Zie-le erreicht haben.» Die Saison wurde unter den Top 8 beendet, wofür diesmal wegen der Ausgeglichenheit der Liga dreissig Punkte nötig waren. Einige Spieler machten erhebliche Fortschritte, die Mannschaft wurde flinker und auch die Spielweise wurde entschieden at-traktiver. Letzteres belohnte das Publikum nicht erst in den Playoffs mit seinem zahlreichen Erscheinen und viel Unterstützung.

Die äusserst gelungene Aktion mit der Saisonkarte für fünfzig Franken hatte selbstverständlich auch ihren Anteil daran, dass der HCR mit durchschnittlich über 1100 Zuschauern der Krösus der Liga ist. Kinnunen er-klärte auch, dass «die Heimspiele vor so viel Publikum und mit einer so tollen Stimmung eines meiner High-lights war. Dies gab uns Extra-Energie.» Der erfreuliche Zuspruch dürfte auch Finanzchef Herbert Schwerz-mann gefreut haben, der das kostspielige Abenteuer Axa-Arena mit Argusaugen begleitete.

Dass die sportlichen Ziele erreicht wurden, anerkannte auch Kradolfer: «Die grössten Fortschritt machten wir im Spiel mit dem Ball. Wir versuchten etwas zu kreie-ren statt nur auf Konter zu lauern. Leider wurden wir dadurch anfällig auf Gegenstösse und kassierten viele Gegentore.» Gerade gegen die schwächeren Teams der Liga führte dies zu jenen Punktverlusten, die die Playoffteilnahme bis zur letzten Runde in Frage gestellt hatten. Gegen die Besten des Landes habe sich die Mannschaft hingegen teils sehr gut aus der Affäre ge-zogen. Und sie zeigte auch die zuvor wiederholt feh-lende Widerstandskraft und legte tolle Auftritte hin, als es gegen Ende der Qualifikation auf jeden einzelnen Zähler ankam.

Dass die Reise danach im Viertelfinal zu Ende ging, war für den Sportchef angesichts des starken Gegners kein Beinbruch: «Unser Mut für den eingeschlagenen Weg wurde in der Qualifikation mit einem tollen Schluss-spurt und einer Portion Glück belohnt. Die Playoffs wa-ren danach Genuss pur. Am Ende gewann GC klar, was aber in Ordnung geht.» Auch für die Trainer waren die-se Spiele in erster Linie eine Belohnung, auch wenn Koskelainen, der sich primär um das Forechecking, die Defensive und das Videostudium kümmerte, daran seine eigene Leistung misst: «Hätten wir GC aus den Playoffs geworfen, gäbe ich uns eine Sechs, hätten wir sie zweimal besiegt eine Fünf. So aber bleibt eine Vier.» Chef- und Offensivtrainer Kinnunen hält eine Viereinhalb für angebracht.

Individuelle Entwicklung stimmt

Dass sie die eigene Leistung kritisch hinterfragen, ob-wohl die sportlichen Ziele im Wesentlichen erreicht werden konnten, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass «es ein sehr harter Weg gewesen war, dorthin zu gelangen», wie Kinnunen betont. Vor allem die Baisse im Oktober und November, als fünf Niederlagen aufei-nander folgten, hatte viele Nerven gekostet. In dieser Zeit hätte womöglich ein dritter, ein Schweizer Trainer helfen können.

Die beiden Trainer gestehen auch Fehler ein. In ihrem ersten Jahr als Trainer (Koskelainen) respektive als Trainer in der Schweiz und auf diesem Niveau (Kinnu-nen) sei ihnen der eine oder andere unterlaufen. Bei-spielsweise hätten sie in der Vorbereitung eine sehr aktive Spielweise geübt, seien dann aber wieder zur alten zurückgekehrt, da diese allen Spielern bekannt war. Dies habe zu etwas Unruhe im Team geführt. Und sie hätten – anders als in ihrer Heimat – den Rahmen des Machbaren genauer abstecken müssen.

Trotzdem darf, ja muss die Saison als Erfolg gewertet werden. Die Ziele wurden sowohl was den Rang betrifft als auch hinsichtlich der angriffigeren Ausrichtung er-reicht. Dies nicht zuletzt weil die Mannschaft dann, als es zum Ende der Qualifikation um Sein oder Nichtsein ging, ihre besten Leistungen abzurufen in der Lage war. «Von GC und vor allem dessen internationaler erster Linie erhielten wir dann Anschauungsunterricht, was das beste Niveau ist», bekannte Kinnunen. Und die routinierten Hoppers zeigten dem HCR auch auf, dass es diesem noch an jenen «Bad Boys» gebricht, die die Regeln und deren Auslegung aufs Äusserste strapazie-ren.

Für die mittelfristige Zukunft stimmt auch optimistisch, dass sich unter der Ägide der beiden finnischen Trainer neue, junge Leistungsträger herauskristallisierten. Ne-ben Captain Nils Conrad etablierten sich Torhüter Ru-ven Gruber, Verteidiger Sämi Gutknecht und Center Michel Wöcke in dieser Rolle. In ihrem Windschatten taten auch andere Junge wie Noah Aeschimann, Jonas Lutz, Nicolas Schüpbach und Tobias Studer die ge-wünschten Schritte nach vorne.

Bei dieser Aufzählung nicht vergessen werden darf der im Laufe der Saison aus dem Nachwuchs hinzugestos-sene Luca Dall'Oglio. Kinnunen und Koskelainen gera-ten geradezu ins Schwärmen, wenn sein Name fällt: «Er ist sehr stark, schnell im Kopf und hat keine Angst. Er hob unsere erste Linie auf ein neues Niveau.» Eine erstaunliche Lobeshymne für einen, der die Saison bei den U21-Junioren begonnen hat und sie auch dort be-enden wird. Die in sie gesteckten Erwartungen nicht erfüllen konnten einzig die abtretenden Nico Gröbli und der als potenzieller finnischer Nationalspieler ge-holte Santeri Toropainen.

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