Berufsvorbereitende Schuljahre helfen mit, dass Jugendliche bessere Chancen auf einen Einstieg ins Berufsleben haben.
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Nun muss der Kanton Bern auf Geheiss des Parlaments bei diesen Angeboten sparen. Die neue Erziehungsdirektorin, Christine Häsler (Grüne), hat am Donnerstag dargelegt, wie dies geschehen soll.

Insgesamt 30 Prozent der Gehaltskosten der Lehrpersonen solcher Brückenangebote sollen künftig die Gemeinden übernehmen. Dies entspricht dem Verhältnis, das auch bei der Finanzierung der Gehälter für die Volksschullehrkräfte gilt.

Mit dieser Massnahme wird die Staatsrechnung um rund zehn Millionen Franken pro Jahr entlastet, wie Häsler vor den Medien ausführte. Der bernische Grosse Rat wird sich in seiner Novembersession mit der entsprechenden Gesetzesänderung befassen.

Die Gemeinden dürften wenig begeistert sein, dass der Kanton ihnen weitere Lasten aufbürdet. Der Gemeindeverband wehrte sich schon in der Spardebatte vom November 2017 gegen die Sparmassnahme.

Pro Kopf-Finanzierung

Der Regierungsrat hat sich bei der Finanzierung nun für eine Mischvariante entschieden, wie Häsler ausführte. An das allgemeinbildende Berufsvorbereitungsjahr, früher etwa auch als «zehntes Schuljahr» bekannt, sollen die Gemeinden pro Kopf mitbezahlen.

In diesem Bereich hätten die Gemeinden via Lehrkräfte einen gewissen Einfluss auf die Zuweisungen, erklärte Häsler. Die Erziehungsdirektion strebt an, dass nach der Volksschule möglichst viele Jugendliche direkt in eine Berufsausbildung oder Mittelschule wechseln.

Im Kanton Bern konnte der Direkteinstieg in den letzten Jahren gefördert werden. Dank entsprechender Massnahmen, der guten Wirtschaftslage und eines demografisch bedingten Schülerrückgangs besuchen heute nur noch fast halb so viele Jugendliche ein allgemeinbildendes Berufsvorbereitungsjahr als vor zehn Jahren.

Dass einzelne Gemeinden nun wegen der anfallenden Kosten weniger Jugendliche in die Brückenangebote schicken, könne nicht ausgeschlossen werden, räumte Theo Ninck, Vorsteher des Mittelschul- und Berufsbildungsamtes, ein. Er habe jedoch Vertrauen, dass die Lehrkräfte jeweils die beste Lösung für ihre Schüler suchten.

Solidarische Finanzierung

Anders als beim «zehnten Schuljahr» sind die auf Integration ausgerichteten Brückenangebote wegen der Zuwanderung ausgebaut worden. Auf die Zahl der jugendlichen Flüchtlinge haben die Gemeinden keinen Einfluss. Hier strebt der Regierungsrat deshalb eine solidarische Finanzierung gemessen an der Wohnbevölkerung an. Damit sollen Gemeinden mit einem höheren Anteil an Flüchtlingen nicht benachteiligt werden.

Die Wirtschaft könne Jugendliche kaum in eine Berufslehre aufnehmen, wenn ihnen grundlegende Kompetenzen in Sprache, Mathematik, ITC, aber auch im Sozialverhalten fehlten, betonte Häsler. Jugendliche Flüchtlinge brauchten in der Regel zwei bis drei Jahre, bis sie die erforderlichen Kompetenzen aufwiesen. Gelinge die Integration nicht, drohten dem Kanton hohe soziale Kosten.

Im Kanton Bern hatten 2015 rund 94 Prozent aller 25-Jährigen einen Abschluss auf Sekundarstufe II, also eine abgeschlossene Berufslehre oder einen Mittelschulabschluss, wie Theo Ninck erklärte. Bei Schweizerinnen und Schweizern lag die Quote gar bei 97 Prozent.

Etwas weniger rosig sehen die Zahlen bei Ausländerinnen und Ausländern aus. Bei in der Schweiz geborenen Ausländerinnen und Ausländern lag die Quote bei rund 84 Prozent und bei im Ausland geborenen Personen nur noch bei gut 75 Prozent. Hier lohnt es sich laut Ninck ganz besonders, in Brückenangebote zu investieren.

Neben den Brückenangeboten soll mit der vorgeschlagenen Änderung des Berufsbildungsgesetzes auch die Grundlage geschaffen werden, damit der Berufsbildungsanlass SwissSkills weiterhin in Bern durchgeführt werden kann. Dies sei wichtig, so Häsler, denn auch andere Kantone hätten Interesse an einer Durchführung.

Häsler hat sich «gut eingelebt»

In ihr Anfang Juni angetretenes Amt als Erziehungsdirektorin des Kantons Bern hat sich Häsler nach eigenen Angaben gut eingelebt. «Die beiden Häuser Bildung und Kultur stehen auf einem soliden Fundament», konstatierte die neue Regierungsrätin aus dem Berner Oberland.

Die Themen seien gut aufgegleist, «Änderungen werden wir behutsam angehen», versprach die Erziehungsdirektorin. Zu Schwerpunkten ihrer Arbeit gehören in nächster Zeit beispielsweise die Umsetzung des Lehrplans 21 oder die Umsetzung der Sonderschulstrategie.

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