

Stiftsbezirk zeigt weitere Schätze

Der Stiftsbezirk St. Gallen umfasst neben Baudenkmälern und archäologischen Denkmälern auch die Kulturgüter der Stiftsbibliothek und des Stiftsarchivs. Nach Vorgaben der Unesco wurde ein Managementplan erarbeitet.
Der Stiftsbezirk St. Gallen öffnet sich dem Publikum und erschliesst in diesem Jahr weitere Schätze an frühmittelalterlichen Handschriften und Urkunden in drei kulturgeschichtlichen Ausstellungen.
Am 20. Januar eröffnete die Stiftsbibliothek im neu eröffneten Gewölbekeller die Dauerausstellung «Gallus und sein Kloster». Die Ausstellung spannt den Bogen vom Untergang der Antike über die klösterliche Überlieferung bis zur barocken Fürstabtei und zur Auflösung des Klosters in der Zeit Napoleons.
Im Barocksaal der Stiftsbibliothek wird am 12. März die Sommerausstellung «Vater für die Armen - Otmar und die Anfänge des Klosters St. Gallen» eröffnet. Ob 612, als sich der irischen Mönch Gallus südlich des Bodensees niederliess, oder 719 mit der Einsetzung von Otmar als Abt: die «Anfänge des Klosters St. Gallen hatten verschiedene Phasen», sagte Stiftsbibliothekar Cornel Dora am Montag vor den Medien. Die Bedeutung der Gallusgemeinschaft werde unterschätzt. «Es war eine Frühform des Klosterlebens», so Dora.
Otmar - der soziale Heilige
Vor 1300 Jahren belebte Otmar (689-759), ein aus Alemannien stammender Mönch, die von Gallus begründete Mönchsgemeinschaft neu. Als Abt habe Otmar das Kloster als religiöses Zentrum mit wachsender Ausstrahlung etabliert. Das Kloster St. Gallen habe in dieser Zeit von vielen Landschenkungen durch die alemannische Oberschicht profitiert, die Otmar zu Reichtum verhalfen, sagte Dora.
Sein Einsatz für die Aussätzigen und die Ordnung des Klosters mit der Einführung der Benediktsregel wirken nach, auch wenn das Kloster St. Gallen seit mehr als 200 Jahren Geschichte ist. «Otmar ist der soziale Heilige von St. Gallen», so Dora.
Das 8. Jahrhundert war eine Schlüsselperiode für die Entwicklung Europas. «Die Welt wurde vom Christentum verzaubert», zitierte der Stiftsbibliothekar den Bestseller von Jörg Lauster. Der Münchner Professor für systematische evangelische Theologie wird an der Ausstellungseröffnung einen Vortrag halten.
Die Stiftsbibliothek St. Gallen gehört mit rund 120'000 Besucherinnen und Besuchern zu den bestbesuchten Ausstellungsräumen mit historischen Themen in der Schweiz. Jährlich werden 2000 Führungen angeboten. 20 Prozent der Besucherinnen und Besucher stammen aus Asien.
St. Galler Klosterplan im Stiftsarchiv
Am 12. April eröffnet das Stiftsarchiv schliesslich die neue Dauerausstellung «Wunder der Überlieferung». Bedeutendstes Exponat ist der St. Galler Klosterplan. Er gibt als ältester noch existierender Bauplan Europas.
Ein Probelauf mit 250 Jugendlichen sei gut verlaufen, sagte Mandana Roozpeikar, die neue Leiterin Betrieb, Ausstellung und Vermittlung Stiftsbezirk: «Der Ausstellungssaal hat die Belastungsprobe bestanden.» Man liege im Zeitplan und im Budget. Für die Realisierung der Ausstellung sind eine Millionen Franken vorgesehen.