Was braucht es, damit ein Seniorenheim zum Zuhause wird? Welche Rolle spielen Farben, welchen Anforderungen müssen Textilien genügen, was bewirken Bilder?
Senevita Dorfmatt Münsingen
Die Senevita Dorfmatt in Münsingen. - Senevita

Das Wichtigste in Kürze

  • Senevita tut alles dafür, dass sich die Bewohnenden in den Residenzen wohlfühlen.
  • Doch was braucht es ausstattungstechnisch, dass die Räume entsprechend eingerichtet sind?
  • Innenarchitektin Marion Gautsch gibt Auskunft.
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Dem Raum Leben geben, auf dass sich das Leben später Raum nehmen kann – so fasst Marion Gautsch ihre Arbeit an diesem verregneten Mai-Tag in der Senevita Dorfmatt zusammen. Als Innenarchitektin begleitet sie die Senevita seit zwölf Jahren und ist bei Neubauten genauso zur Stelle wie bei Umbauten. Heute trifft sie mit Heinz Christian Egli jemanden, der belebt und nutzt, was sie konzipiert hat. Er ist vor zwei Jahren in die Dorfmatt eingezogen und bisher sehr angetan von seinem neuen Zuhause.

Zum Auftakt sprechen wir über die Möblierung und die Leben im Raum. Tatsache, dass hier kein Stück von der Stange kommt. Die Stühle sind höher als üblich, die Sitzpolster fester, die Materialen allesamt abwaschbar, was ihnen haptisch und optisch nicht anzumerken ist; das Design wiederum zeigt sich durchweg barrierefrei. So sind etwa die Tische auch mit Rollstuhl oder Rollator einfach zugänglich und gleichzeitig abstützsicher, gleiches gilt für die Küchenkonsole im Aktivierungsraum. «Unsere Aufgabe ist es, alle Bedürfnisse und Eventualitäten mitzudenken», sagt Marion Gautsch, bevor wir zur Hausführung aufbrechen.

Subtil zoniert

Erste Station ist das Restaurant, das Herzstück des Hauses. Stolze 120 Innenplätze bietet das Lokal, im lauschigen Garten kommen bei schönem Wetter 70 weitere dazu. «Eine Flächenmasse, die das Auge überfordern würde, hätten wir sie ganz offen gelassen», nennt die Innenarchitektin eine der räumlichen Herausforderungen.

«Also haben wir sie mit verschiedenen Akzenten strukturiert: die Kettenvorhänge über der Bar und in der Raummitte zählen dazu, ebenso die tief hängenden Lampen an der Seite.»

Eingriffe, die das Restaurant in Abschnitte teilen, ohne ihm seine einladende Offenheit zu nehmen. Möglichst offen soll auch die Nutzung des Raumes sein: Hinten und an den Seiten laden Bänke zum gemütlichen kulinarischen Genuss, in der Mitte ist die Möblierung flexibel, allzeit bereit, Veranstaltungen wie Tanztee, Predigt, Kinoabend oder Vereinsanlass wechselnden Platz zu bieten.

Die Tanztees mag Heinz Egli besonders gerne. «Früher habe ich in einer Trachtengruppe getanzt und gesungen, im Kunstturnen war ich Oberturner.» Entsprechend aktiv sei er bei den Tanztees immer gewesen. Momentan zwingen ihn die Beine in die Zuschauerrolle, «aber auch so mag ich diese Nachmittage.» Bei kulinarischen Themenabenden ist der 92-Jährige ebenfalls mit Vergnügen dabei, «sie erinnern mich an meine Zeit im Aussendienst.»

Alles kann, nichts muss

Wie selbstständig Heinz Egli heute noch ist, zeigt sich auch in der Wohnungswahl: Er hat sich für eine Wohnung mit Zugang übers Treppenhaus entschieden. «So bin ich etwas mehr für mich – und kann meine Schuhe ungescholten vor der Haustür stehen lassen», sagt er und lacht. Nicht, dass er kontaktscheu wäre, die verschiedenen Dorfmatt-Treffpunkte und die gemeinsamen Mittagessen schätzt er sehr. Trotzdem sei er auch gerne für sich, so Heinz Egli. «Dass man die Menge an Austausch und Kontakt nach Lust und Laune dosieren kann, gefällt mir sehr.» Ein Miteinander von Gemeinschaft und Rückzug, das uns Marion Gautsch nach der Wohnungsbesichtigung auf den beiden Pflegestockwerken zeigt.

«Hier haben wir den Grundriss während der Bauphase angepasst und die beiden an den Gang angrenzenden Räume geöffnet. In diesem grossen Kernraum sind die Bewohnenden auch dann Teil des Geschehens, wenn sie nicht mehr so mobil sind.»

Essen, Aktivierung und Verweilen gehen hier ineinander über. Wem der Sinn nach noch mehr Leben steht, geniesst an den zweigeschossigen Panoramafenstern einen Blick auf das benachbarte Bahnhofstreiben. Bezug zum Ort schaffen auch die Bilder in den Gängen. Sie zeigen Münsingen in früheren Jahren und sind damit Anker und Willkommensgruss zugleich, je nachdem, ob die Betrachtenden alteingesessene oder zugezogene Münsinger sind. Gern gesehen sind sie hier wie da, so die Erfahrung.

Mal Orientierung, mal Stimmung

Den Weg zurück in die Lobby weist uns die Farbgebung: Sämtliche Erschliessungskerne sind in Grün gehalten. Daneben dominieren natürliche und gedämpfte Farbtöne – ein Farbkonzept, das als sehr beruhigend wahrgenommen wird, erzählt uns Geschäftsführerin Sarah Weishaupt zum Abschluss. «Das wird auch bei Führungen häufig rückgemeldet.» Von aussen werde der Bau zuweilen als klobig wahrgenommen. «Eine Wirkung, die sich dank der Farbgebung beim Eintreten sofort auflöst.

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